Luftgewehr Frauen: Janßen krönt sich mit EM-Titel und Quotenplatz. Bei der Druckluft-EM in Györ konnten die NRW-Sportler*innen überzeugen.

Für Anna Janßen ging es im Finale um mehr als nur um die Medaillen. Die aktuelle Weltranglistenerste mit dem Luftgewehr wollte endlich auch den olympischen Quotenplatz für die deutschen Luftgewehr-Frauen gewinnen. Und die Voraussetzungen dafür waren gut, denn mit Jeanette Duestad/NOR, Audrey Gogniat/SUI und Julia Piotrowska standen drei Schützinnen im Finale, die bereits einen Quotenplatz geholt hatten. Demnach kämpfte Janßen mit Teodora Vukojevic/SRB, Oceanne Muller/FRA, Marlene Pribitzer/AUT und Eszter Meszaros/HUN um die zwei zu vergebenen Quotenplätze. Und der Start war vielversprechend: Mit 52,5 Ringen war Janßen nach fünf Schüssen Dritte, 0,2 Ringe hinter der ringgleichen Französin und Serbin. Dann folgte eine Fabelserie: 10,7 – 10,9 – 10,4 – 10,6 – 10,6. Nur die Schweizerin Gogniat war noch minimal besser (106,1), aber Janßen hatte bereits 1,1 bzw. 1,5 Ringe Vorsprung auf die Konkurrenz um die Quotenplätze. Nach dem zwölften Schuss übernahm die 22-jährige Rheinländerin die Führung und hatte wenige Momente später die Gewissheit: der olympische Quotenplatz war sicher, da sie weiterhin in Führung lag und nur noch die drei Schützinnen mit Quotenplatz sowie die Französin Muller im Rennen waren. Nun ging es um die Medaillen, und Janßen steuerte mit 0,7 Ringen Vorsprung auf die zweitplatzierte Polin sowie weiteren 1,0 Ringen auf die drittplatzierte Schweizerin den EM-Thron an. Der Quotenplatz und die Führung schienen Janßen noch zu beflügeln, denn sie baute den Vorsprung weiter aus, erlaubte sich keinerlei Schwäche. In die letzten zwei Schuss des EM-Finals ging sie mit 1,4 Ringen Vorsprung in das Duell mit Piotrowska und das reichte der Weltranglisten-1. natürlich: Mit einer 10,8 im letzten Schuss, 1,8 Ringen Vorsprung und der geballten Faust in Richtung Publikum machte Janßen den Triumph perfekt und sagte danach: „Während des Finals habe ich schon realisiert, dass ich den Quotenplatz gewonnen habe, danach war ich auch etwas entspannter und habe mir gesagt: Jetzt versuche ich auch noch Europameisterin zu werden. Im Finale habe ich mir Selbstbewusstsein zugesprochen und wusste, dass ich es kann. Mein Puls war definitiv nicht niedrig, aber irgendwie habe ich alle in die Mitte gekriegt. Das Handy ist schon explodiert, ich bin super dankbar für alle, die mich unterstützt haben.“

Bei der „Luftgewehr-Königin von Györ“ landeten alle 130 Schüsse in der „Zehn“

Tags zuvor hatte sie bereits mit Maximilian Ulbrich dem Mixed-Wettkampf gewonnen. Tags darauf holte sie gemeinsam mit Anita Mangold und Larissa Wegner in der Teamwertung ihr drittes Gold. Bemerkenswert: Alle ihre 130 EM-Schüsse – Mixed und Einzel – landeten in der Zehn. Eine unglaubliche Präzisions-, Konditions- und Konzentrationsleistung. 

Luftgewehr Männer: Gut, aber nicht gut genug

Gut, aber nicht gut genug! So lautet das Fazit für die Luftgewehr-Männer. Keiner aus dem „Max-Trio“ – Maximilian Ulbrich, Maximilian Dallinger und Max Ohlenburger – erreichte das angestrebte Finale. Mit 628,5 Ringen (Ulbrich), 627,9 Ringen (Dallinger) und 624,4 Ringen (Ohlenburger) landete das Trio auf den Plätzen 21, 23 und 49. Zu mehr reichte es nicht, weil bei Ulbrich (60 Zehnerwertungen) zu wenig „dicke Zehner“ fielen und Dallinger ein wenig die Konstanz vermissen ließ. Bastian Blos (Solingen) schoss in der RPO-Wertung, das Team belegte Rang sieben. 

Palberg mit Gold und Bronze

Nils Palberg (Holzwickede) konnte im Teamwettkampf und im Mixed überzeugen. Im Einzel gab es zudem eine Finalteilnahme. Die Gewehr-Junioren mit Florian Beer, Justus Ott und Nils Palberg zeigten starke Leistungen. Im Goldfinale ließen sie den Norwegern nach einem schwächeren Start nicht den Hauch einer Chance und gewannen souverän 16:6. Die Juniorinnen holten anschließend ebenfalls Gold mit dem Luftgewehr.

Das Junioren-Team Florian Beer, Justus Ott und Nils Palberg gewann Gold

Vor zwei Jahren hatte Nils Palberg Platz vier im Einzel und Team-Gold gewonnen, nun wollte er in seinem abschließenden Junioren-Jahr auch im Einzel eine Medaille gewinnen. Doch der Start nach 626,1 in der Qualifikation missriet: Eine 8,6 im dritten Schuss ließ ihn ans Ende des Achter-Feldes fallen. Dass er es viel besser kann, zeigte er in der zweiten Fünferserie, die er mit ganz starken 52,7 beendete und somit auf Platz sieben mit Anschluss nach oben kletterte. Mit dem nächsten Schuss, einer perfekten 10,9, ging es noch einen Platz höher, eine 10,8 ließ ihn nach 14 Schüssen gar auf Rang vier klettern. Am Ende wurde es Rang fünf – der eine „Fehlschuss“ kostete ihn die Chance auf die mögliche Medaille. „Ich habe mich im Finale noch gut aus dem Sumpf gezogen, aber es wäre besser, wenn man gar nicht erst in den Sumpf fällt“, meinte Palberg zu seinem schwachen Auftakt. „Die erste Fünferserie so auszugleichen, dass man einen Platz auf dem Treppchen ergattert, wurde dann sehr schwierig. Deshalb bin ich mit dem fünften Platz super zufrieden. Es war schon einmal ein guter Start in die EM, und eine Finalteilnahme beim Mixed-Wettkampf ist jetzt das nächste Ziel.“

Nils Palberg & Katrin Grabowski holten Bronze im Mixed

Insgesamt konnten die Sportlerinnen und Sportler der Fachschaft somit vier Goldmedaillen und eine Bronzemedaille gewinnen. Diese Ausbeute kann sich sehen lassen.

ERGEBNISSE (https://esc-shooting.org/documents/european_championships)

Bericht: DSB, Philipp Schulz. Fotos: ESC